IALE-D Jahrestagung 29.-30. Oktober 2024 in Bernburg
Resilienz vs. Transformation in Stadt und Land - was kann die Landschaftsökologie beitragen?
Einführung in die Thematik
Der Zusammenhang zwischen Veränderungen in Gesellschaft und Landschaft wird zunehmend deutlicher. Die heutigen Herausforderungen in Stadt und Land erfordern ein tiefgreifendes Verständnis für Resilienz und Transformation. In diesem Kontext stellt sich die Frage, welchen Beitrag die Landschaftsökologie leisten kann, um nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen in urbanen und ländlichen Umgebungen zu entwickeln.
Eine große Herausforderung des 21. Jahrhunderts besteht darin, die positiven Beiträge der Natur zu einer guten Lebensqualität zu erhalten oder sogar zu steigern. Resilienz ist ebenso wesentlich für Landschaften und bietet konzeptionell die Möglichkeit, Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Resilienz leitet sich vom Lateinischen "resilire" ab und bedeutet so viel wie "zurückspringen" oder "abprallen". In den 1970er Jahren wurde der Begriff aus der Psychologie durch Crawford S. Holling auf ökologische Systeme übertragen. Demnach bezieht sich Resilienz auf die dynamischen Stabilitätseigenschaften ökologischer Systeme und beschreibt deren Fähigkeit, Belastungen oder Störungen zu widerstehen, sich von ihnen zu erholen oder sich an sie anzupassen. Mittlerweile begegnet uns dieser Begriff in vielfältiger Weise und bildet die Grundlage für unterschiedliche Managementansätze, darunter Resilienz von Ökosystemen und Landschaft genauso wie von Klima, Wasser, oder urbanen und ländlichen Räumen. Die konzeptionelle Entwicklung und Quantifizierung dieser vielfältigen Bedeutung von Resilienz steht in weiten Teilen aber noch am Anfang.
Zugleich hat die Transformation von Landschaften wesentlichen Einfluss auf die Resilienz. Dabei müssen neben natürlichen Veränderungen auch das menschliche Handeln analysiert werden. Das Verständnis der Triebkräfte (z.B. Klimawandel, Urbanisierung) und Folgen der Transformation ist wesentlich, um die Wechselwirkungen zwischen Landschaft und Gesellschaft zu verstehen, zu bewerten und zu steuern. Die Perspektive auf Transformationsprozesse erfordert eine bessere zeitliche Auflösung der Analyse. Auswirkungen der Transformation werfen viele Fragen im Hinblick auf die biologische Vielfalt oder Lebensraumveränderungen auf. Darüber hinaus wirkt sich der Landschaftswandel auf Klima oder verschiedene Wirtschaftsbereiche wie z.B. Land- und Forstwirtschaft oder Tourismus aus. Zugleich gilt es für die Transformation die Aneignung der Landschaft durch den Menschen wie z.B. Urbanisierung oder Freiwerden von Siedlungsräumen genauso wie die Nutzung zu betrachten.
Oft wird die Resilienz von ländlich geprägten Räumen als ausgeprägter eingeschätzt, wohingegen urbane Räume stärker als Treiber der Transformation wahrgenommen werden. In diesem Kontext stellt sich die Frage, welchen Beitrag die Landschaftsökologie leisten kann, um nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen in urbanen und ländlichen Umgebungen zu entwickeln. Interessante Erkenntnisse könnten sich auch ergeben, wenn Landschaften zum einen aus ländlicher, städtischer oder auch aus einer gleichberechtigen Perspektive in den Blick genommen werden. Interessant ist auch wie ein Perspektivwechsel sich auswirkt. Weiterhin finden zwischen Stadt und Land wesentliche (Austausch-)Prozesse statt, die Landschaften in städtischen und ländlichen Räumen beeinflussen. Deshalb gilt es auch die Schnittstelle zwischen Stadt und Land zu betrachten.
Mögliche Fragen, die sich für die Landschaftsökologie hieraus ergeben können:
- Wie lassen sich Resilienz und Transformationsprozesse in Landschaften erfassen, bewerten, planen und umsetzen?
- Welche Rolle spielen Resilienz und Transformation für Biodiversität, Ökosystemleistungen oder auch soziale Gefüge?
- Und wie verändern sich in diesem Kontext Konzepte, Methoden und Modelle in der Forschung und (Umwelt-)Planung?