IALE-D Jahrestagung 24. September 2020, Nürtingen
Covid-19 im Kontext der Landschaftsökologie
Mit unserer kleinen Online-Jahres-tagung von IALE-D griffen wir aktuelle Themen der Landschaftsökologie in Zeiten der Covid-19 Pandemie auf.
Wie bereits kommuniziert, wurde die ursprünglich vorgesehene Jahrestagung zum 20-jährigen Jubiläum der IALE-D auf den Herbst 2022 in Nürtingen verschoben.
Am 24. September 2020 haben ca. 25 Interessierte 4 Vorträge angehört und diskutiert; gefolgt von der jährlichen Mitgliederversammlung von IALE-D.
Zur Eröffnung begrüßte der Rektor der HfWU, Prof. Dr. Andreas Frey, die Teilnehmenden und zeigte sich erfreut und interessiert an unserer landschaftsökologischen Tätigkeit!
In seiner Begrüßung betonte der Vorsitzende Prof. Dr. Roman Lenz, dass die Verschiebung der eigentlichen Tagung zum 20-jährigen Jubiläum wohl unvermeidbar war, und auch der nun folgende zweijährige Rhythmus unserer IALE-D Jahrestagungen angesichts der regelmäßigen europäischen und internationalen Tagungen (- in den Jahren zwischen unserer Jahrestagungen -) einen regelmäßigen nationalen wie auch internationalen Austausch besser ermöglicht. Es sei hiermit nochmals explizit auf die Europäische Tagung in 2021 in Warschau hingewiesen.
Environmental change as driver of zoonotic diseases affecting wildlife and human health
Im Vortrag “Environmental change as driver of zoonotic diseases affecting wildlife and human health” von Prof. Dr. Simone Sommer (Director of the Institute Evolutionary Ecology and Conservation Genomics, University of Ulm, Head of Conservation Genomics & EcoHealth Unit, University of Ulm) wurde uns allen eine bislang wenig beachtetes, landschaftsökologisch aber hochinteressantes Beziehungsgeflecht zwischen Evolution, Landnutzungswandel, und „Populationsdichten“ vorgestellt. Vereinfacht gesagt, stellte Sie drei wesentliche Thesen vor:
- Pathogene sind „natürlich“ und werden koevolutiv alle Lebewesen begleiten, weshalb dies in den jeweils natürlichen Lebensräumen nicht verhindert werden sollte – nur so kann es zu „rechtzeitigen“ wechselseitigen Anpassungen kommen.
- Werden bislang nicht oder kaum verbundene Lebensräume und deren Pathogene durch z.B. Landnutzungseingriffe neu vernetzt, kann es zu Übersprüngen von Pathogenen auf diese „Eingreifer“ kommen.
- Sind dann große Populationen (auch von verschiedenen Lebewesen, auf die die Pathogene jeweils überpringen können) in hoher Dichte betroffen, sind Epidemien und Pandemien leichter möglich.
Kollegin Sommer konnte dies mit ihrer Vielzahl an internationalen Forschungsprojekten veranschaulichen und beispielhaft belegen. Abschließend war es ihr noch wichtig darauf hinzuweisen, dass es unbedingt vermieden werden sollte, Natur bzw. Wildnis als Feind zu stigmatisieren.
Can landscape ecology be taught online?
In ihrem Vortrag: „Can landscape ecology be taught online?“ beleuchtete Prof. Dr. Veerle Van Eetvelde (Associate Professor in the Department of Geography Research Unit Landscape Research, Ghent University (Belgium), and President of IALE-Europe) das wichtige Feld der Lehre in der Landschaftsökologie, und wie dieses von der Umstellung auf anteilige Online-Formate betroffen ist.
Aktuell befinden wir uns hier wohl in einem großen Experiment, bei dem von Online Exkursionen bis hin zu individueller Feldarbeit vieles neu zusammengedacht und ausprobiert werden muss. Landschaftsökologie umfasst eben vom Kartieren über das Darstellen und Visualisierung sowie sozialer Kompetenzen eine sehr weites Feld, das ganzheitlich betrachtet und erfasst werden muss. Auch wenn dies eine große Herausforderung ist, kann es neue, insbesondere internationale Zusammenarbeiten erleichtern helfen. Ganz entscheidend bleibt aber das „forschende Beobachten“ unserer Landschaftsräume, möglichst mit Anteilen vor Ort und unter Anleitung sowie mit Interaktionen!
Abschließend wies Sie auf die MOOC (Massive Open Online Courses) z.B. des Masters Landscape Ecology an der ETH Zürich hin und zitiert dabei Prof. Dr. Felix Künast (ehemal. Präsident von IALE International): „Ich habe den MOOC äußerst positiv erlebt. Man erschließt sich eine Gruppe von sehr motivierten inter-nationalen Studierenden und Doktorierenden, welche als Multipli-katoren in ihren Ländern das Erlernte anwenden und die Fachdisziplin propagieren. Meine Studierenden wurden sich der internationalen Tragweite der Themen durch Interaktion mit internationalen Studierenden bewusst.“
Herausforderung Besuchermanagement zu Corona-Zeiten im Biosphärengebiet Schwäbische Alb
In ihrem Vortrag: „Herausforderung Besuchermanagement zu Corona-Zeiten im Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ erläuterte Dipl. Geographin Tanja Gems (Biosphärengebiet Schwäbische Alb) den aktuellen Besucherandrang auf der Schwäbischen Alb und seine zugenommenen Konflikte. An zahlreichen Beispielen stellte Sie dar:
1. Zunahme von PKW (- Verkehr), aber auch Trittbelastung
2. Zu wenig Ranger und weniger Veranstaltungen
3. Mehr Müll und Vandalismus
4. Mehr Mountain bikes und Moto cross
5. Mehr freilaufende Hunde...
Trotz Besucherlenkungskonzepts bedarf es mehr eigener Maßnahmen im Biosphärengebiet. Auch müssen alle beteiligten Organisationen verstärkt an einer gemeinsamen Strategie im Umgang mit diesen zunehmenden Belastungen arbeiten!
Den Vortragenden und Teilnehmenden herzlichen Dank für die aus unserer Sicht sehr gelungenen und Impulse setzenden Beiträge in der „Ersatz“-Jahrestagung!
Im Anschluss folgte die Mitgliederversammlung.
Kontakt:
Die IALE-D Jahrestagung fand Online statt, organisiert von der Fakultät Umwelt Gestaltung Therapie, der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.
Organisationsteam vor Ort: Roman Lenz